'Trennen oder Nicht Trennen', das ist hier die Frage: Bild von Straße in der Wüste

'Trennen oder Nicht-Trennen' - das ist hier die Frage

Trennung Entscheidung verbildlicht durch Straße mit Zebrastreifen und Verkehrsschild
Die Entscheidung, eine Beziehung zu beenden, ist manchmal gar nicht so eindeutig zu treffen. Sie kann Herzschmerz und Liebeskummer in sich bergen, aber auch die Chance auf einen Neubeginn. Die Gründe für die Zweifel und die Zerrissenheit sind endlos. Von konkreten Vorfällen wie Betrug bis hin zu sich einschleichenden Beziehungskillern wie mangelnder Kommunikation, schwindender emotionaler Verbindung und unausgesprochenen oder erhöhten Erwartungen und Bedürfnissen, die nicht erfüllt werden.

In den meisten Fällen ist eine Trennung oftmals rein praktisch die einfachste Lösung, Beziehungsproblemen und -zweifeln zu begegnen. Wenn die Beziehung "weg" ist, so sind auch die Herausforderungen weg - logisch. Doch aus meiner Sicht ist die einfachste Lösung nicht immer die, die uns auch am nachhaltigsten glücklich macht. So kann eine unüberlegte Trennung, die kurze Zeit später wieder bereut wird, zur klassischen on/off Beziehung führen und noch mehr Zeit und Energie rauben und, vielleicht wichtiger, die Beziehung langanhaltend noch schwerwiegender belasten. Wer sich an Ross und Rachel aus der Serie Friends erinnert, weiß vielleicht wovon ich spreche.

Außerdem entstehen viele Probleme, selbst wenn es im ersten Moment nicht so scheint, nicht nur wegen deine:r Partner:in sondern auch deinetwegen bzw. aus einer Dynamik zwischen euch beiden. Wir alle haben Stärken und Schwächen - manche machen uns zu der Person, die wir sind und sein wollen. Andere sind es wert, hinterfragt zu werden. Tust du das nicht, trägst du das Problem potentiell auch wieder in die nächste Beziehung mit dir mit.

Das Ziel bie der Frage "Trennen oder Nicht-Trennen" ist also erst einmal Klarheit zu schaffen. In sich und dann auch in der Beziehung. Daher nun 5 Praktiken, die dir hoffentlich bei deiner Entscheidung helfen können. Kleiner Tipp: Oft sind es die stillen Momente allein ohne Handy und sonstiger Ablenkung, die Aufschluss bringen. Ein langer Spaziergang, ein ruhiger Abend mit einem Buch, ein paar Stunden im Spa oder Meditation könnten die Tür zu Gedanken und Gefühlen öffnen, die du bisher übersehen hast.

1. Verstehe, woher deine Zweifel an der Beziehung kommen

Die 5-Why-Methode ist eine im Prinzip relativ einfache Technik, um ein Problem zu ergründen. Du fängst mit dem Grundproblem an, das du in der Beziehung siehst: z.B. "Wir unternehmen zu wenig zusammen." Bei diesem Problem begonnen, gehst du jetzt 5 Mal mehr in die Tiefe, indem du dich "warum?" fragst. Versuche hierbei auch deine Rolle mit einzubeziehen und nicht nur die Schuld bei deine:r Partner:in zu suchen. Hier einmal an einem einfachen Beispiel skizziert:
  1. Warum unternehmen wir zu wenig zusammen?

    Mögliche Antwort: Weil wir beide unterschiedliche Arbeitszeiten haben.

  2. Warum haben wir unterschiedliche Arbeitszeiten?
    Mögliche Antwort: Weil wir uns bei der Jobwahl nicht aufeinander abgestimmt haben und in verschiedenen Branchen arbeiten, die unterschiedliche Anforderungen haben.

  3. Warum haben wir uns bei der Jobwahl nicht aufeinander abgestimmt?
    Mögliche Antwort: Weil wir unsere Karrieren unabhängig voneinander betrachtet haben und uns nicht ausreichend darüber unterhalten haben, wie wir unsere Arbeitszeiten und Freizeit gemeinsam gestalten möchten.

  4. Warum haben wir unsere Karrieren unabhängig voneinander betrachtet und uns nicht darüber unterhalten?
    Mögliche Antwort: Weil es uns wichtig war, unseren eigenen individuellen Weg zu gehen und wir nicht erkannt haben, dass eine Abstimmung unserer Karriereentscheidungen und Lebensziele, eine harmonische Beziehung aufrechterhält.

  5. Warum haben wir nicht realisiert, wie wichtig es ist, unsere Entscheidungen und Lebensziele miteinander abzustimmen?
    Mögliche Antwort: Weil wir keine klare Kommunikation über unsere individuellen Erwartungen und Bedürfnisse in der Beziehung geführt haben.

Mach dir bewusst, dass diese Methode auch nur zu einem subjektiven, also stark von deinen Gefühlen, Annahmen und Erfahrungen beeinflussten, Ergebnis führt. Trotzdem kann sie hilfreich sein, weil sie dich dazu auffordert, ein Problem tiefer zu ergründen.

2. 'Pro und Kontra'-Liste

Du kannst dich nicht entscheiden, weil du so viele unterschiedliche positive sowie negative Punkte in deiner Beziehung siehst? Das Aufschreiben von Vor- und Nachteilen einer möglichen Trennung kann dir helfen, Ordnung in deinem Kopf zu schaffen. Schreib dir hierfür erstmal ungefiltert alles auf, was dich an der Beziehung zweifeln aber auch festhalten lässt. ISt der Erkenntnisgewinn noch nicht groß genug kannst du danach zu jedem Punkt aufschreiben, wie er sich auf deine persönliche Entwicklung, deine Träume und deine Lebensqualität auswirken. Dadurch solltest du erkennen können, wie groß die Tragweite der einzelnen Pros und Kontras tatsächlich ist und wie du diese priorisieren kannst. Hast du erstmal diese Klarheit, ist es an dir zu erwägen, was man ändern kann, um die Beziehung zu retten und was vielleicht für dich ein klares No-Go und somit Trennungsgrund ist.

3. Der Zukunftstest

Eine weitere, etwas weniger analytische Möglichkeit ist der Zukunftstest. Hierbei handelt es sich um eine Art gedankliches Experiment, das dir helfen kann, die langfristigen Auswirkungen einer Entscheidung durch aufkommende Gefühle zu bewerten. Sie hilft dir auch dabei, kurzfristige Faktoren außen vor zu lassen, über den aktuellen Moment hinauszublicken und eine Entscheidung zu treffen, die auf deinen langfristige Zielen und Wünschen basiert. Setze dich an einen ruhigen Ort, schließe die Augen und atme tief durch. Nimm dir Zeit und stelle dir dann ausgiebig vor, wie dein Leben in 5 oder 10 Jahren mit der aktuellen Beziehung aussehen würde. Visualisiere das Szenario, einschließlich deiner Emotionen, Karriere und sozialem Leben. Öffne deine Augen und schreibe dir deine Gedanken und Gefühle auf. Danach machst du das gleiche allerdings für den Fall, dass du in 5 oder 10 Jahren ohne diese Beziehung bist. Bewerte anschließend, welches Szenario sich stimmiger angefühlt hat.

4. Ergründe, ob dich nur Angst abhält

Es gibt Fälle, in denen Menschen den Schritt einer Trennung aus Angst nicht gehen. Vielleicht ist es die Angst vor dem Alleinsein, finanzielle Verflechtungen, Sorge um die Reaktion des Partners oder Unsicherheit über die eigenen Gefühle. Was auch immer es ist - aus meiner Sicht ist Angst ein schlechter Berater, wenn man nachhaltig zufrieden sein möchte. Ergründe deine Angst. Hierfür kannst du auch die 5-Why-Methode aus dem 1. Punkt anwenden und das tieferliegende Symptom bearbeiten. Du kannst auch in den Austausch mit jemanden gehen, dessen Perspektive du für deinen Fall als nützlich betrachtest. Zum Beispiel jemand, der schon einmal selber durch eine ähnliche Situation gegangen ist. Oder jemand, der diese Art von Angst im eigenen Leben überhaupt nicht zu haben scheint. Der Austausch kann dich inspirieren, deine Sorgen aus einer anderen Perspektive zu betrachten und dir Mut geben.

5. Kommunikation und Professionelle Hilfe

Offene Gespräche mit deine:m Partner:in sind oft der erste Schritt zur Lösung. Hast du in dir Klarheit erlangt, gilt es nun, mit deinem Partner oder deiner Partnerin offen über deine Gefühle und Gedanken zu sprechen. Wichtig hierbei: wirklich zuhören und ausreden lassen, das Gespräch pausieren und die Fortführung auf einen anderen Moment verlegen, wenn die Emotionen zu sehr hochkochen und nicht den Partner als Ganzes schlecht darstellen sondern auf konkrete Verhaltensweisen eingehen und auf die Gefühle, die diese in dir auslösen. Falls ihr es alleine nicht aus eurer Dynamik schafft, kann euch in wenigen Sitzungen professionelle Hilfe von Therapeut:innen oder Berater:innen weiter bringen. Sie können euch dabei unterstützen, neue Kommunikationswege zu finden und die Beziehung so vielleicht retten.

Fazit

Die Komplexität in uns selbst und innerhalb unserer Beziehungen, kann die Entscheidung hinsichtlich bleiben oder trennen erschweren. Hinzu kommen unsere Gefühle, Impulse und Ängste, die sich mit einmischen. Ich hoffe, dass dieser Artikel dir dabei hilft, Klarheit zu erlangen. Nur mit Klarheit können wir die richtigen Schritte gehen und Entscheidungen treffen, die sich sowohl kurz- als auch langfristig richtig und im Einklang mit uns selbst anfühlen.

Alles Liebe
Liv

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